Psychologische Folgen der Beschneidung

 Es gibt bisher nur wenige Untersuchungen zu dieser Thematik. Diese zeigen aber alle, dass die psychischen Folgen von Beschneidungen, die die Betroffenen nicht selbst gewünscht haben, immens sind.
Sehr bedeutsam dabei ist das Alter, in dem die Operation vorgenommen wird. Daher ist eine Unterteilung in Altersgruppen sinnvoll:

  1. 0 – 3 Jahre
  2. über 3 – 8 Jahre
  3. über 8 bis 14 Jahre
  4. über 14 bis 18 Jahre
  5. über 18 Jahre

Gruppe 1 (0 – 3 Jahre)
An eine Beschneidung in diesem Alter kann sich der Betroffene normalerweise später nicht mehr erinnern. Jedoch stellt jeder betroffene Junge unweigerlich irgendwann einmal fest, dass jemand etwas ohne seine Zustimmung von seinem Körper abgeschnitten hat, was Gefühle der Ohnmacht und Wut erzeugt.

Gruppe 2 (über 3 bis 8 Jahre)
Jungen in diesem Alter befinden sich (nach Sigmund Freud) in der sogenannten „phallischen Phase“, in der sie sich ihres Penis besonders bewusst sind. Eine Beschneidung wird von ihnen meist als Kastrationsversuch, der zumindest teilweise erfolgreich war, gewertet.

Gruppe 3 (über 8 bis 14 Jahre)
Diese Gruppe ist weitgehend mit der Gruppe 2 vergleichbar, jedoch machen Betroffene, die später dazu befragt werden, meist einen Erklärungsversuch, was zeigt, dass sie den Grund für die Operation (ob dieser nun wirklich ausreichend war oder nicht) zumindest teilweise einsehen.

Gruppe 4 (über 14 bis 18 Jahre)
Jungen, die in diesem Alter beschnitten wurden, haben meist selbst ihre Zustimmung dazu gegeben. In diesem Fall gibt es kaum negative psychische Auswirkungen, außer, wenn der Betroffene später feststellt, dass seine Zustimmung unter einem Vorwand erwirkt wurde.

Gruppe 5 (über 18 Jahre)
Hier gilt das zuvor Gesagte, nur mit dem Unterschied, dass volljährige Personen wissen, dass sie für ihre Handlungen selbst voll verantwortlich sind, so dass sich ihr Zorn bei einer eventuellen irreversiblen Fehlentscheidung auch gegen sie selbst richtet.

Gesellschaftliche Folgen ungewollter Beschneidungen
Psychische Folgen für den Einzelnen haben letzten Endes Auswirkungen auf die Gesellschaft, zumal in Ländern bzw. Bevölkerungsgruppen, in denen ein Großteil beschnitten wurde. Der Anteil an Personen, die sich diesem Eingriff freiwillig unterzogen haben, ist nämlich verschwindend gering.
Hier besteht noch weitergehender Untersuchungsbedarf. Es kann aber durchaus ein gewisser Zusammenhang etwa mit der hohen Kriminalitätsrate bei der männlichen Bevölkerung in den USA (bei Mord etwa 4 x so hoch wie in Europa) angenommen werden.


Einen sehr interessanten Artikel von James R. Robertson, Ed. D., zu dieser Thematik (in englischer Sprache) finden Sie hier

Eine wissenschaftliche Untersuchung von Gocke Cansever zu diesem Thema (in englischer Sprache) finden Sie hier

Beschneidung und seelischer Schaden von Dr. Janet Menage