Die Vorhaut ist alles andere als ein „überflüssiger Hautlappen“. – Die Vorhaut spielt eine wichtige Rolle beim Lustempfinden, da sie im vorderen Drittel zahlreiche freie Nervenenden und bestimmte Rezeptoren enthält. Risiken: Gehirndefekt durch Infektion der Beschneidungswunde mit Staphylokokken – Verlust der Zeugungsfähigkeit durch Infektion…
„Narben haben die Kraft, uns daran zu erinnern, dass die Vergangenheit Realität war.“
(Verfasser unbekannt)
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Wenn’s eng wird – Was ist eine Phimose?
Von einer Phimose (griechisch, Maulkorb) oder Vorhautverengung spricht man, wenn die Öffnung der Vorhaut so eng ist, dass sich die Haut nur schwer und unter Schmerzen oder gar nicht über die Eichel zurückziehen lässt, insbesondere, wenn der Penis erigiert (steif) ist.
Um eine Phimose zu diagnostizieren braucht ein Arzt weder viel Zeit noch bedarf es aufwendiger Untersuchungen. Nach wenigen Minuten erfahren die Eltern betroffener Jungen oft auch gleich, wie das Problem nachhaltig behoben werden kann: durch Beschneidung, d. h. in der Regel leider immer noch: Entfernung der kompletten Vorhaut bis hinter die Eichel!
Eine solche radikale Beschneidung dauert etwa eine halbe Stunde und erfolgt unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose. Nach ein paar Wochen ist die Wunde verheilt und die „Sache“ damit erledigt. Zumindest glauben das viele Väter und Mütter.
Was viele Eltern offenbar nicht wissen:
Es gibt Alternativen zur Beschneidung, wie etwa die Behandlung mit Salben, verbunden mit bestimmten Übungen, die der Junge selbst praktizieren kann und welche die Dehnbarkeit der Vorhaut erhöhen, plastische vorhauterhaltende Operationen, sparsame oder Teilbeschneidungen. Sie werden zunehmend häufiger eingesetzt, nicht zuletzt wegen der möglichen körperlichen und seelischen Auswirkungen einer Beschneidung.
Eine Phimose kann in den allermeisten Fällen unter Erhalt der Vorhaut therapiert werden!
Eine Vorhautverklebung ist keine Phimose! Im Kleinkindalter ist die Vorhaut meist noch mit der Eichel verklebt – man spricht hier von einer Konglutination, die sich in den ersten Lebensjahren, mitunter erst in der Pubertät löst. Eine Vorhautverklebung ist ein natürlicher entwicklungsphysiologischer Zustand, der dem Schutz der sensiblen Eichel dient. Eine Entfernung der Vorhaut ist in diesen Fällen in der Regel nicht notwendig!
Wichtig: Weder bei einer Phimose noch bei einer Vorhautverklebung darf die Vorhaut gewaltsam zurückgezogen werden!
Wird bei einer Phimose die Vorhaut mit Gewalt zurückgezogen, besteht die Gefahr, dass sie hinter der Eichel zu liegen kommt und sich damit eine Paraphimose entwickeln kann. Dabei kommt es zu einer Einklemmung bzw. Abschnürung der Eichel mit Durchblutungsstörung und Gewebeschädigung.
Außerdem kann beim gewaltsamen Zurückstreifen die Vorhaut einreißen und sich durch Narbenbildung die Phimose verstärken, was dann als Narbenphimose bezeichnet wird.
Neben der Vorhautverengung (Phimose) oder der Vorhautverklebung kann auch ein verkürztes Vorhautbändchen Grund für Schwierigkeiten beim Zurückziehen der Vorhaut sein – man spricht dann von Frenulum breve. Dieses Problem kann durch einen kleinen Eingriff ohne Entfernung der Vorhaut oder des Bändchens behoben werden.
Warum Jungen beschnitten werden
Unter einer Beschneidung (Zirkumzision, Circumcision) versteht man die Entfernung bzw. das Abschneiden der Vorhaut eines Knaben oder Mannes. Die Vorhaut umfasst ungefähr ein Drittel der gesamten Haut am Penis und umschließt normalerweise die Eichel an dessen vorderem Ende.
Penis eines Jungen vor und nach radikaler Beschneidung
Die gesamte Vorhaut wurde entfernt.
Die Eichel liegt vollständig frei.
In vielen Ländern werden Jungen aus religiösen oder rituellen Gründen ohne medizinische Notwendigkeit beschnitten (Juden, Moslems). Die Beschneidung des Penis symbolisiert die Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft und wird in feierlichem Rahmen vollzogen.
Früher wurden Jungen manchmal auch beschnitten, weil man glaubte, dadurch Masturbation (Selbstbefriedigung) verhindern oder bestrafen zu können. Deshalb wurden die betroffenen Jungen mitunter, als „spürbare Bestrafung“, auf recht brutale Weise sogar ohne Betäubung beschnitten.
Heute sind zumeist medizinische Aspekte ausschlaggebend, deren zwingende Notwendigkeit aber in jüngerer Zeit zunehmend in Frage gestellt wird.
Eine medizinische Indikation zur Beschneidung besteht praktisch nur bei einer schweren, in bestimmten Situationen schmerzhaften und auf andere Weise nicht heilbaren Phimose und bei bestimmten Erkrankungen der genitalen Schleimhäute.
Eine Phimose ohne weitere Symptome, ohne Schmerzen, Entzündungen und/oder nicht nur vorübergehendem Aufblähen der Vorhaut beim Urinieren, ist bis zur Pubertät in der Regel nicht behandlungsbedürftig!
ZITAT:
„Eindeutige medizinische Gründe für eine Beschneidung (Zirkumzision) bei einer Phimose im Kindesalter ohne klinische Symptome gibt es nicht.“
Quelle: Klinik für Kinderurologie der Universität Frankfurt am Main
Generell sollte bei medizinisch notwendigen Vorhautoperationen und insbesondere bei minderjährigen Jungen stets vorhauterhaltend operiert werden. Hierzu gibt es mittlerweilen zahlreiche plastisch-chirurgische Verfahren mit hervorragenden funktionellen und kosmetischen Ergebnissen.
Im Alter von 14 Jahren haben lediglich ein Prozent der Knaben eine echte behandlungsbedürftige Phimose, die sich etwa darin manifestiert, dass sich beim Wasserlassen der Vorhautsack aufbläht und der Urinstrahl auffallend dünn fließt. In diesen Fällen sollte zunächst konservativ, z. B. durch geeignete Salben plus regelmäßiger sanfter Vorhautdehnung, behandelt werden.
Auch das, was nach geltendem Recht als Körperverletzung zu werten ist, nämlich die völlig sinnlose und medizinisch nicht notwendige Beschneidung minderjähriger Jungen gibt es heute in Deutschland.
Die „Gründe“ dafür sind vielfältig und z. T. recht obskur. Laut „Aufklärungsbogen Operation bei Vorhautverengung“ können Eltern die Beschneidung ihres völlig gesunden Sohnes u. a. aus „religiösen, rituellen oder hygienischen Gründen“ verlangen, ganz bequem durch ankreuzen – Gründe, die niemand wirklich überprüfen kann. Beschwerden der betroffenen Jungen brauchen Eltern und Ärzte weder jetzt noch später ernsthaft zu fürchten. Wer redet schon gerne darüber, dass ihm „da unten“ etwas fehlt oder dass von der „schönsten Sache der Welt“ nach Jahren nur noch eine dumpfe Ahnung übrig geblieben ist.
Literatur:
Zur rechtlichen Beurteilung religiöser und sonstiger medizinisch nicht notwendiger Beschneidungen sowie zur medizinischen Indikation von Vorhautoperationen bei minderjährigen Jungen – siehe Anhang.
„Du bist ja gar kein richtiger Junge!“
Unerwünschte Folgen einer Beschneidung
Im Gespräch mit dem Arzt werden den Eltern häufig zahlreiche vermeintliche Vorteile einer Beschneidung genannt. Hauptargumente sind u. a. eine verbesserte Genitalhygiene und die „Tatsache“, dass eine komplette Beschneidung alle potentiellen Vorhautprobleme endgültig ausschließe. Mitunter muten die genannten „Vorteile“ recht abenteuerlich an, was der medizinische Laie jedoch selten zu erkennen vermag (Verhinderung des vorzeitigen Samenergusses [ejaculatio praecox], Verhinderung von HIV, Penis- oder Gebärmutterhalskrebs).
Viele Eltern erfahren z. B. anlässlich der Einschulungsuntersuchung (Schulfähigkeitstest), dass sich bei ihrem 6jährigen Sohn die Vorhaut nicht zurückziehen lässt und glauben dann, schnellstens handeln zu müssen. Das ist aber oft gar nicht nötig, denn die natürlich vorhandene Vorhautverklebung bei kleinen Jungen kann mitunter bis ins Schulalter bestehen und selbst bei Vorliegen einer Phimose ohne Entzündungen, Schmerzen o. ä. besteht nicht unbedingt Handlungsbedarf. Und überhaupt: Seit wann hängt die Schulfähigkeit eines Jungen davon ab, ob sich seine Vorhaut zurückziehen lässt oder nicht?
Wovon die Eltern betroffener Jungen oft nicht einmal etwas ahnen, sind die möglichen Folgen und Nachteile einer Beschneidung:
ZITAT:
„Von besonderem Interesse sind die Langzeitfolgen einer Zirkumzision in anatomischer, funktionell-sexueller und psychischer Hinsicht. Auch wenn letztere Punkte schwer zu evaluieren sind, kann die Zirkumzision sicher nicht … als harmloser und folgenloser Eingriff angesehen werden. Es gibt viele Berichte über die negativen Folgen der Zirkumzision sowohl für den Patienten selbst als auch für dessen Sexualpartner.“
Stehr, Schuster, Dietz, Joppich – Circumcision – Kritik an der Routine
Psychische Folgen:
Scham, Angst vor „Entdeckung“, Angst vor Hänseleien, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper (das Aussehen des beschnittenen Penis wird als unästhetisch oder als „Beschädigung“ empfunden), Angst vor Ärzten, Minderwertigkeitsgefühle, Gefühl der Machtlosigkeit über den eigenen Körper, Ausgeliefertsein:
„Du bist ja gar kein richtiger Junge!“
„Du bist ja nur ein halber Junge!“
„Seht mal, ein Jude!“
„Na, hast Du jetzt einen Türkenpimmel?“
Körperliche Folgen:
Kaum jemand verschwendet bei der Beschneidung vor allem kleinerer Jungen einen Gedanken daran, dass die Operation Auswirkungen auf die Sexualität haben könnte.
Die nach einer Beschneidung vollständig frei liegende Eichel, deren Zweck die intensive Wahrnehmung feinster taktiler Reize ist, wird trocken und unempfindlicher für Berührung und sexuelle Stimulation. Auf der Oberfläche der Eichel, welche normalerweise von einer zarten, feuchten Schleimhaut bedeckt ist, bildet sich im Laufe der Zeit eine dünne Hornhaut (Keratinisierung).
Durch die Entfernung der Vorhaut gehen die vor allem auf deren Innenseite zahlreich vorhandenen Nervenzellen (Meissner-Körperchen), welche für die sexuelle Stimulation von Bedeutung sind, komplett verloren.
Oft wird bei der OP auch das äußerst sensible Vorhautbändchen (Frenulum) an der Unterseite der Eichel beschädigt oder komplett entfernt. Es ist mit vielen Nervenendungen besetzt und daher für das Lustempfinden von Jungen und Männern wichtig.
Wird bei einer Beschneidung zu viel Haut entfernt kann es zu schmerzhaften Spannungen kommen, wenn der Penis steif und die zum Zerreißen gespannte Haut durch Reibung (Scheide) stimuliert wird.
Die empfindlichsten Bereiche der männlichen Geschlechtsorgane werden somit bleibend und z. T. erheblich geschädigt.
Als Folge all dessen kann es zu einer lebenslangen Minderung der sexuellen Reizwahrnehmung kommen.
In jedem Fall ist die Beschneidung eines Jungen ein endgültiger und unumkehrbarer chirurgischer Eingriff, der dem, der eine solche Entscheidung trifft, ein hohes Maß an Verantwortung auferlegt!
Die Vorhaut – ein „Fehler der Natur“?
Die Natur erfindet keine „überflüssigen“ Körperteile und auch die Vorhaut, die man vielen Jungen ohne Bedenken einfach abschneidet, erfüllt durchaus einen Zweck!
Die Vorhaut schützt die sensible Eichel vor Verletzungen und sorgt dafür, dass deren Haut zart und feucht bleibt. Im „Windelalter“ schützt die verklebte Vorhaut die Eichel vor Ausscheidungen und Urin.
Die Vorhaut ist eine Reservefalte für die Verlängerung des Penis in der Pubertät und bei einer Erektion.
„Abrollmechanismus“ der Vorhaut beim Zurückziehen
Durch das Abtrennen der Vorhaut entfällt deren Schutzfunktion.
Die nun ständig frei liegende Eichel wird trocken und desensibilisiert durch die Reibung an der Kleidung. Auf der Oberfläche der Eichel bildet sich im Laufe der Zeit eine feine Hautschicht. Die Eichel verliert auf Dauer ihren Charakter als inneres Organ.
Die Vorhaut ist wichtig für die Sexualität von Jungen und Männern.
Sie dient als Hilfsmittel für Vorspiel und Masturbation. Nach einer Beschneidung kann es sein, dass sexuelle Reize an der Eichel weit weniger angenehm empfunden werden als vor der Operation. Vor allem nach radikaler Beschneidung kann die direkte Stimulation der trockenen Eichel mit der Hand schmerzhaft sein.
Abhilfe: Die Eichel gleitfähig machen z. B. mit Bodylotion, Babylotion, Gleitgel, Cremes, Vaseline, Speichel.
Durch eine Beschneidung wird das Aussehen des Penis völlig verändert.
Meist sind beschnittene Jungen hierzulande in der Minderheit und werden schnell zum Objekt äußerst peinlicher Hänseleien. Vor allem Jungen, die nicht in der Lage sind, sich derartigen Angriffen offensiv zu stellen oder die von Eltern und Ärzten keinerlei Rat und Hilfe erhalten schämen sich und schweigen. Die Eltern werden in dem Glauben gelassen, alles sei in bester Ordnung.
Abhilfe: Selbstbewusstsein stärken, z. B. dadurch, dass man „Antworten“ auf Pöbeleien einübt, den „Spieß umdrehen“, „Cool bleiben“ üben. Wichtig ist, dass der Junge einen Vertrauten hat, mit dem er offen reden kann.
Die Vorhaut ist also alles andere als ein „überflüssiges Stück Haut“, auf das der Junge ebenso gut verzichten kann. Und die Beschneidung? Sie ist oft nur auf den ersten Blick „die beste Lösung“.
Literaturtipp:
Lukas Stoermer, Der Schnitt,
Ein Sachroman über die Beschneidung eines 13jährigen Jungen,
seine Gedanken, Gefühle und Ängste
elbaol Verlag für Printmedien Hamburg, 2009.
ISBN: 978-3-939771-05-0
190 Seiten, EUR 14,95
Wenn Jungen „anders“ sind
Wie erklärt man einem beschnittenen Jungen, warum er „da unten“ anders aussieht als seine Freunde?
Wie erklärt man einem unbeschnittenen Jungen, dass bei seinem Freund die Eichel ständig „herausschaut“?
Worüber sollte man überhaupt mit seinem beschnittenen Sohn reden?
Oder sollte man es lieber gar nicht erwähnen?
Was kann man tun, damit er die deutlich sichtbare Veränderung ausgerechnet an seinem „männlichsten“ Körperteil nicht als „Makel“ empfindet?
Fragen, die sich natürlich nur dann stellen, wenn eine Beschneidung bereits erfolgt ist. Fragen, auf die sich erstaunlicherweise nur wenige Antworten finden lassen.
Zunächst erscheint es wichtig, sowohl beschnittenen wie auch unbeschnittenen Jungen zu erklären, dass kein Mensch dem anderen gleicht und dass gerade diese Vielfalt eine Bereicherung unseres Lebens als soziales Wesen ist.
Nicht alle Jungen interessieren sich für die gleichen Sportarten. Sie sind in den verschiedenen Schulfächern unterschiedlich stark, sie kleiden sich unterschiedlich. Aber auch die Farbe der Augen, der Haare oder der Haut unterscheidet sie. Mancher Junge ist schlank und sportlich, ein anderer etwas dicker, dafür aber z. B. ein guter Schachspieler oder er kennt sich gut in technischen Dingen aus. Manche Jungen tragen eine Brille, andere nicht.
Und manche Jungen haben eine Vorhaut – und manche eben nicht. Sie sind deshalb nicht „besser“ oder „schlechter“ als z. B. ihre Klassenkameraden, zumal die betroffenen Jungen selbst oft gar nicht gefragt wurden, ob sie „da unten“ so oder anders aussehen möchten.
Unbeschnitten – aber wissend, was Beschneidung heißt
Die meisten deutschen Jungen ohne Vorhaut wurden aus medizinischen Gründen beschnitten. Viele in Deutschland lebende ausländische Jungen werden aus religiösen Gründen beschnitten, aber egal, warum ein Junge „unten ohne“ ist – Eltern, Erzieher und Ärzte sollten darüber nicht verschämt schweigen, sondern über diese typisch männliche Besonderheit aufklären, dort, wo es nötig ist und vielleicht explizit im Rahmen der Sexualerziehung. Die meisten Jungen (von religiösen Hintergründen abgesehen) haben es sich nicht gewünscht, beschnitten zu werden, viele waren sogar dagegen und wurden trotzdem operiert – und doch gehört das Fehlen der Vorhaut nach der Beschneidung zu ihrem ganz individuellen und persönlichen Bild.
Jeder Junge, ob beschnitten oder nicht, sollte wissen, dass auch dies ein Zeichen von Individualität ist, für das man sich nicht schämen und weswegen man sich nicht verstecken muss, wenn man selbst betroffen ist, und worüber man nicht lacht, wenn man es bei anderen sieht.
Beschnitten – aber selbstbewusst!
Ein Junge muss, wie jeder Mensch, JA zu seinem Körper sagen können – egal, ob er beschnitten wurde oder nicht!
Wissen sollten Jungen aber auch, dass nach einer Beschneidung einiges anders ist – nicht nur das Aussehen des Penis.
Was ist anders – „danach“?
Dass die OP manchmal auch unerwünschte Folgen haben kann wurde bereits gesagt. Sie reichen von extrem erhöhter bis schmerzhafter Empfindlichkeit der Eichel unmittelbar nach der Beschneidung und manchmal noch lange darüber hinaus bis hin zu einem deutlichen oder sogar extremen Gefühlsverlust bei Selbstbefriedigung und Geschlechtsverkehr, was für manche Jungen und Männer eine große Enttäuschung darstellt, vor allem, wenn sie erst kurz vor, während oder nach der Pubertät beschnitten wurden und vorher bereits sexuell aktiv waren.
Eine der wenigen Empfehlungen, die man beschnittenen Jungen geben kann, ist sicher die, den Penis auch nach der Beschneidung nicht mit Seife oder seifenhaltigen Mitteln zu reinigen, sondern hautfreundliche Pflegemittel und unter Umständen sogar eine Feuchtigkeitscreme zu verwenden, etwa nach dem Schwimmen in gechlortem Wasser. Es reicht auch, einfach nur warmes Wasser zu benutzen, um die ohnehin belastete Oberfläche der Eichel nicht noch mehr zu schädigen.
Unbedingt vermeiden sollte man UV-Strahlung, z. B. Sonnenbäder „unten ohne“ in praller Sonne.
Die Masturbation kann dadurch erschwert sein, dass zu wenig oder keine bewegliche Haut mehr vorhanden ist oder die Haut vor allem nach straffer Beschneidung bei einer Erektion extrem spannt. Hier helfen Gleitmittel (Bodylotion oder Body milk für trockene Haut, Babylotion, Baby-Öl, bei schmerzhaften sehr starken Spannungen vorübergehend z. B. Kortisonsalben nach ärztl. Verordnung), die aber keinesfalls Inhaltsstoffe enthalten sollten, welche die Haut belasten oder austrocknen.
Die Beschneidung ist keine „kleine und ganz harmlose“ Operation, wie dies auch heute noch in zahlreichen Publikationen glauben gemacht wird. Solche Bemerkungen sollte man einem beschnittenen Jungen gegenüber tunlichst vermeiden. Sie könnten schnell als Verhöhnung oder Sarkasmus aufgefasst werden, wenngleich sie als „Trost“ oder beruhigend gemeint waren. Eine Beschneidung ist ein Eingriff, der Spuren hinterlässt, die den betroffenen Jungen bis an sein Lebensende zeichnen. Verniedlichungen sind unangebracht und vor allem selbst nicht Betroffene sollten sich hier zurückhalten!
Eine Beschneidung ist auch ganz bestimmt keine „Schönheitsoperation“ und kein Ersatz für eine vernünftige Genitalhygiene.
Es ist sicher nicht einfach für Eltern, mit ihren Söhnen über solche Dinge zu reden. Es ist aber notwendig! Schweigen heißt, sich aus der Verantwortung stehlen! Die Jungen haben ein Recht darauf, umfassend aufgeklärt und informiert zu werden!